Dienstag, 11.11.2003 Werbung:
 
 


Afrika
Balkan
China / Russland
Europa
Internationales
Politik in Deutschland
Politik und Wirtschaft


Lehrredaktion
e-Demokratie
Medien
Extremismus im Netz


TV / Hörfunk-Tipps
Pop & Politik


Sport
Satire
Netz-Fundstücke



Außenpolitik der BRD
Europäische Union
Theorien
Organisationen


Antike
Neuzeit


Parteien
Institutionen


Aus den Hochschulen
Studienhilfen
Für Studenten







Über uns
Presse / Referenzen
Redaktion
Gästebuch
Impressum


Jobs@e-politik.de
Werbung
Partner





e-politik.de - Home  Brennpunkt  Internationales   Krieg gegen den Terror


Staatsflagge des Iran

Der Iran - ´Schurke` im Aufwind?

Autor :  André Wernecke
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 24.10.2001

Der Iran ist eine der zentralen Mächte im Brandherd Nahost und ein wichtiger Faktor im Krieg gegen den Terror. Grund genug also zu fragen, was von der Mullahkratie außenpolitisch zu erwarten ist. Eine Analyse von André Wernecke.


Der Nahe Osten war schon immer eine der Bühnen im großen Welttheater, und Iran gehört seit jeher zum Ensemble. Besonders interessant ist die aktuelle Rolle des Landes, ist es doch unmittelbarer Nachbar Afghanistans. Hinzu kommt, dass im Iran ein von den Amerikanern geächtetes Regime regiert, ohne dessen Kooperation jedoch keine zufriedenstellende Lösung zu finden sein dürfte. Dies hat man auch in der Bundesregierung erkannt, die Außenminister Fischer diese Woche nach Teheran schickte.

„Weder Ost noch West" - Eigenbrötler Iran

Der Iran, immer ein bißchen anders als die Anderen. Dies beginnt bereits bei der Religion, während die Mehrheit der Muslime sunnitischen Glaubens (ca. 940 Millionen) ist, sind die Schiiten (ca. 120 Millionen) im Iran in der Überzahl. Doch anders als im Irak ist diese spezielle Form des Islam hier zur Staatsreligion erhoben, ja obliegt der schiitischen Geistlichkeit, symbolisiert durch Revolutionsführer Khamenei, die politische Führung. Eine wichtige Größe um die politische Bedeutung des Iran zu erfassen. Schließlich fürchten sich einige der „moderaten" arabischen Regime, wie z.B. Ägypten, vor vernichtenden Urteilen aus dem „Gottesstaat", der bei den unterdrückten Moslems zweifelsfrei religiöse Autorität genießt.

Diese schmerzliche Erfahrung mußte auch der Schriftsteller Salman Rushdie machen. Er wurde wegen seines Buches „Die Satanischen Verse" vom damaligen Revolutionsführer Khomeini mit einer Todes-Fatwa belegt. Unter anderem ein Grund für die USA, den Iran mit Sanktionen zu belegen und in die politische Isolation zu verbannen. Besonders aber die Unterstützung, nach amerikanischer Definition, „terroristischer" Gruppen wie Hisbollah und Hamas brachte dem Iran einen festen Platz im Kreise der von den USA sanktionierten „Schurkenstaaten" ein.

Wie Phönix aus der Asche?

Dieses Embargo fand jedoch nur beschränkt Umsetzung. So zeigten sich Sowjetunion, Syrien (selbst ein „Schurke"), und zahlreiche afrikanische Staaten durchaus an einer Zusammenarbeit interessiert. Folgerichtig kam es auch zum Ausbau der diplomatischen Beziehungen, Iran gelangte wieder zu politischem Gewicht. Besonders die Partnerschaft mit Russland entwickelte eine ungeahnte Dynamik. Sie dürfte auch im aktuellen Afghanistan-Konflikt von höchster Bedeutung sein, wie sich bereits am Beispiel des kürzlich beschlossenen Waffendeals zwischen den beiden Nationen erahnen lässt.

Aber auch die Europäer, ganz vorne Deutschland und Italien, halten sich seit kurzem nicht mehr an die Direktiven aus Washington. Es gibt zwar seit jeher verschiedene Auffassungen wie mit dem Iran umzugehen sei, aber nun scheint sich endgültig der Gedanke des „kritischen Dialogs" durchzusetzen. Man glaubt nicht mehr, dass die Beachtung westlicher Werte, wie Menschenrechte und politischer Pluralismus, mit wirtschaftlichen Sanktionen zu erzwingen seien. Vielmehr versucht man, dem Reformlager um Präsident Mohammad Khatami den Rücken zu stärken. So herrscht seit kurzem wieder reger Verkehr in Teheran. Ausländische Delegationen, seien sie aus Europa, Russland, China, Indien, Japan oder Australien geben sich die Klinke in die Hand. Abgesehen von Israel und den USA, deren Interessen inoffiziell durch die Schweizer Botschaft vertreten werden, steht Iran also mit allen relevanten Größen der Weltpolitik in Kontakt.

Hegemoniale Bestrebungen

Wahrscheinlich dürfte der Iran demnächst endgültig eine der bestimmenden Größen der Region werden. Vor allem die dauerhafte strategische Partnerschaft mit Russland trägt sichtbare Früchte. Bereits kurz nach dem Ende des 1. Golfkrieges begann der Iran wieder mit intensiven Rüstungsprogrammen. So gelang die Konstruktion eigener Langstreckenraketen der Shahab-Serie. Atomare Waffensysteme dürften nur noch wenige Jahre auf sich warten lassen. In Teheran verteidigt man sich mit dem Hinweis, man baue die Streitmacht weiter aus, „um regionale und überregionale Bedrohungen abwehren zu können".

Gedroht hat aber bisher nur der Iran selbst, zuletzt einem Forschungsschiff aus Aserbaidschan. Das Schiff wurde von iranischen Kampfflugzeugen aus dem, nach Auffassung Teherans, iranischen Teil des kaspischen Meeres „eskortiert". Der Iran verfügt bisher über 13% des Gewässers, fordert aber eine Neuregelung bei der jedem der Anrainerstaaten 20% gewährt werden soll. Infolge des Vorfalls gab es Verstimmungen mit Baku und Ankara. Doch während türkische Einwände, schon allein aufgrund der militärischen Stärke Ankaras, Beachtung fanden, unterwarf man Aserbaidschan, das inoffiziell als abtrünnige iranische Provinz betrachtet wird, weiteren Demütigungen.

Der Streit um die Aufteilung des kaspischen Meers hat natürlich hauptsächlich Ressourcensicherung zum Hintergrund. Dennoch steht der Fall symbolisch für das Selbstverständnis der islamischen Republik. Gerade nach der Niederlage und der darauffolgenden Schwäche des Todfeindes Irak, entstand in der Region ein Machtvakuum, das man gerne füllen möchte. Schon Khomeini hätte lieber einen Becher Gift geleert, als sich dem Tyrannen Saddam, dem Unterdrücker der schiitischen Glaubensbrüder, zu ergeben.

Die Feindschaft der persischen Iraner mit ihren arabischen Nachbarn hat Tradition. Gerne bezeichnen die stolzen Perser die Araber, und besonders gerne die auf der arabischen Halbinsel, als primitive und kulturlose „Kameltreiber". Auch politisch gibt es nicht nur mit dem Irak Streit. Beispielhaft ist da auch die Auseinandersetzung mit Saudi-Arabien um drei vom Iran besetzte Inseln. Doch, ungeachtet all dieser Probleme, gibt es neuerdings wieder rege Kontakte. So schloss man kürzlich einen Sicherheitspakt mit den Saudis oder forderte gemeinsam mit anderen Staaten der Region die USA auf, den Irak von Angriffen zu verschonen.

Lesen Sie im zweiten Teil mehr über die Position des Landes gegenüber den Taliban und das sich abzeichnende Tauwetter zwischen Teheran und Washington.

Bild (iranische Staatsflagge): Copyright liegt bei der CIA


Hier geht es zum Überblick über das e-politik.de Dossier "Der Krieg in Afghanistan".



   


Artikel drucken

Artikel für Palm

Artikel mailen

Suche: (Hilfe)

 

Netzreportagen
Deutschland
Europa
USA
Andere Länder
Organisationen
Medien
Gesellschaft
Studium
LINKS der WOCHE



Ochsentour

Kohl-Tagebücher

Politischer Film
The Long Walk Home
rezensiert von Maria Pinzger

Politisches Buch
Sidney Blumenthal: The Clinton Wars
rezensiert von Michael Kolkmann

Kabarett
Gerhard Polt - Das Dossier
von C. von Wagner

Für Studenten



Name ist freiwillig !


 

© 2003 - Konzept, Gestaltung und Redaktion: e-politik.de - Der Seiteninhalt ist ausschließlich zur persönlichen Information bestimmt. Weitergabe an Dritte nur nach schriftlicher Genehmigung.