e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 1238 )


Party-Partei

Die Macher der Party Partei: Constantin (links) und Stefan

Für die Generation Party Partei ergreifen

Autor :  Nikolaus Röttger
E-mail: nroettger@e-politik.de

Zwei Münchner Studenten sind enttäuscht von Otto Schily, Joschka Fischer und Co. Die große Politik - egal welche Partei - übersieht die Jugend, sagen sie. Darum gründen sie jetzt ihre eigene Partei. Nikolaus Röttger hat beide besucht.


Das Plakat ist schwarz, weiß, rot - von oben nach unten - eigentlich ganz in den Farben der NPD gehalten. "Deutschland den Arschköpfen?!" steht in altdeutscher Schrift oben im schwarzen Bereich des Posters. Darunter auf weißem Hintergrund ein Nazi als Comicfigur. Der Comic-Nazi streckt die rechte Hand zum Gruß - Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger weggestreckt - bis hinein in das Schwarze des Posters. Und plötzlich sieht man es: Der Nazi - er hat keinen Kopf, sondern einen Hintern zwischen den Schultern. Ganz unten im roten Bereich des Posters steht: www.party-partei.de.

Das Poster schmückte bereits eine Litfasssäule in der Münchner Leopoldstraße. Jetzt hängt es in einer Wohnung im Münchner Stadtteil Lehel. Über der Treppe, die in den zweiten Stock des Appartements führt. Unter der Treppe sitzen Constantin Schwaab und Stefan Beckmann auf zwei Sofas. Die beiden Münchner Studenten haben das Anti-Nazi-Poster entwerfen lassen. Als Werbeplakat für eine Partei, die sie gerade gründen: die "Party-Partei".

Constantin ist 22 und studiert Politikwissenschaften. Er trägt ein ordentlich gebügeltes Hemd und einen Schlangenledergürtel in seiner Jeans. Stefan hingegen hat ein schwarzes T-Shirt an, das luftig über seine Hose schlabbert. Der 23-jährige studiert Physik. Die beiden haben genug von dumpfen Naziparolen und rechter Jugendkultur: "Die Zahl rechter Jugendlicher wächst", sagt Stefan. "Unsere Partei ist ein klarer Gegenpol. Wir zeigen, dass sich auch andere Jugendliche engagieren. Das war schon lange nötig und muss einfach sein."

Die jetzige Legislaturperiode: "Eine Katastrophe"

Die beiden haben aber auch genug von den großen Parteien und der herkömmlichen Politik. "Unsere Positionen, von denen wir glauben, dass auch andere in unserem Alter sie wichtig finden, werden in der großen Politik nicht wahrgenommen", sagt Constantin. "Ich bin echt von vielen enttäuscht. Die jetzige Legislaturperiode ist eigentlich eine Katastrophe."

Die Macher der Party-Partei haben sich ein großes Ziel gesetzt. 2002 wollen sie in den Bundestag einziehen. Darum werden ab jetzt Mitglieder geworben. Dabei wollen Constantin und Stefan intensiv das Internet nutzen. "Da haben wir den herkömmlichen Parteien etwas voraus. Noch nie war es so einfach, Werbung zu machen", sagt Stefan. Schon jetzt hätten sie hundert Mitglieder und jeden Tag kämen Emails von Interessenten.

Auf der Internetseite der Partei bekommt man einen Einblick in das Programm der Party-Partei. Dort heißt es: "Wir stehen für ein Maximum an individuellen Selbstverwirklichungsmöglichkeiten, sprich eine Ausweitung der Bewegungsfreiheit in unserem Staat, verbunden mit größerer Eigenverantwortung." Auch zu aktuellen politischen Diskussionen nimmt das Programm Stellung: "Ausländerpolitik muss zuwanderungsfreundlicher werden." Die Greencard-Initiative solle ausgeweitet, Abschiebehaft sofort beendet werden.

Gegen die Bundeswehr, für mehr Bildung

Außerdem will die Party-Partei die Abschaffung der Bundeswehr zugunsten einer europäischen Verteidigungsarmee. Das dadurch gesparte Geld soll in ein besseres Bildungsangebot gesteckt werden. Gleichzeitig wird die Entkriminalisierung von Marihuana sowie die Aufhebung von Ladenschlusszeiten gefordert. Wirtschaftspolitik hingegen fehlt völlig in dem Programm der Partei. Das wollen Constantin und Stefan erst mal Experten und den großen Parteien überlassen.

"Der Witz an unserem Programm ist: Jemand der nicht anders leben will, muss mit unserem Programm auch nicht anders leben", sagt Stefan. Eines ist den beiden wichtig: Sie wollen sich in keine politische Ecke stellen lassen. "Wir sammeln einfach die Punkte, die wir in Deutschland verändern wollen. Und was das ist, welche Sparte das ist - das ist unwichtig für uns", sagt Stefan. Nur gegen Rechts, gegen Rechts seien sie auf jeden Fall. Constantin nickt zustimmend.

Gerade am Anfang sind Constantin und Stefan auf Hilfe und finanzielle Unterstützung angewiesen. Constantins Vater stellt den beiden die Wohnung als Parteizentrale zur Verfügung. Wenn lange gearbeitet wird, übernachten die Macher der Partei auch mal hier. An den Wänden hängt nicht nur das Anti-Nazi-Plakat, sondern auch Airbrush-Bilder, Fotos und andere Poster. Auf dem Tisch liegen alte Superman-Comics genauso wie Aufkleber, mit denen die Party-Partei Werbung macht.

Diese kleben schon in großen deutschen Städten wie Berlin, Bremen, Hamburg und München. Auf den Aufklebern zu sehen ist eine Marihuana-Pflanze, ein Turnschuh, ein Snowboarder oder eine Münchner S-Bahn - und irgendwo steht immer die Internetadresse der Partei. In der Parteizentrale herrscht ein permanentes Kommen und Gehen. Freunde schauen vorbei - mit dem Skateboard unter dem Arm oder der HipHop Musik im Walkman. Sie helfen, arbeiten mit oder wollen einfach nur einen Kaffee trinken.

Party für die Spaßgeneration

Feedback erhalten Constantin und Stefan immer wieder wegen des Namens "Party-Partei". Mehrere Leute hätten geschrieben, der Name sei nicht seriös genug. Aber: "Den Namen Party-Partei vergisst man nicht", sagt Stefan. Mit dem Namen wollen sich die beiden ganz deutlich von allen anderen Parteien abgrenzen. Constantin: "Party ist ein Wort, dass die Spaßgeneration einbezieht. Party im weitesten Sinne entsteht dann, wenn die Lebensumstände lockerer werden. Aber auch das Wortspiel ist wichtig: Party heißt Partei auf Englisch. Und wenn man das Programm von uns einmal durchgelesen hat, dann sieht man, dass es total vertretbar und argumentationsfähig ist."

Ihre Zielgruppe haben die Macher der Partei fest im Blick. Sie wollen die enttäuschten Jungwähler ansprechen oder die, die bisher nicht gewählt haben. "50 Prozent Nichtwähler unter 25 Jahren - das ist ein gigantisches Potential", sagt Constantin. Mit einem Kleinbus, der jetzt noch besprüht werden soll, fahren sie schon jetzt fast jedes Wochenende von Disco zu Disco, um die Jugend auf die Partei aufmerksam zu machen. Und zur heißen Phase des Wahlkampfes im kommenden Jahr wollen sie mit ihrem Bus sogar auf der Loveparade und dem Münchner Union Move mitfahren.




Weiterführende Links:
   Die Party-Partei im Netz: http://www.party-partei.de


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